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Nachgedacht

„Unsere Leiden – er hat [sie] getragen, und unsere Schmerzen – er hat sie auf sich geladen.“ 

Jesaja 53, 4                                                                              

Der Damm

Wie oft habe ich vor dem Rückhaltebecken in Eldern gestanden und mich gefragt, ob sich die 16,5 Millionen Euro Baukosten wirklich gelohnt haben. Aber meistens bin ich gleichgültig daran vorbeigegangen, wahrscheinlich so wie du. 

Doch am Morgen des 2. Juni 2024 stehe ich wieder vor dem Damm. Diesmal ist er voll. Randvoll. Gestern Abend sind wir vorzeitig aus dem Urlaub zurückgekehrt. Zuerst hatte uns die Nachricht vom drohenden Dammbruch erschreckt. Später hieß es, er würde „nur“ überlaufen. Jetzt blicke ich auf den 51 Hektar großen See, der sich vor mir ausbreitet. 1,6 Millionen Kubikmeter Wasser drücken gegen die Staumauer. Wären sie nicht hier, würden sie meinen Keller überfluten. Oder mein Wohnzimmer. Ich werde wohl nie wieder vor dem Damm stehen können, ohne daran zu denken, was ich ihm verdanke.

Und wie oft habe ich schon vor einem Kreuz gestanden, sei es in einer Kirche, auf einem Berggipfel oder am Wegesrand. Manchmal hatte ich ein großes Fragezeichen im Kopf: Warum musste Jesus einen so schrecklichen Tod sterben? Was konnte einen so hohen Preis wert sein? Aber meistens ging ich gleichgültig am Kreuz vorbei. Wie du vielleicht auch. Aber vor mehr als 35 Jahren begriff ich, was dort geschehen ist. Jesus trug die Strafe, die ich verdient hatte. Er, der ohne Sünde war, hielt den gerechten Zorn Gottes von mir fern. Der Prophet Jesaja erklärt es so: „Er war durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünden willen. Die Strafe lag auf ihm zu unserem Frieden, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden“ (Jes 53,5). Wäre es nicht finster um ihn geworden, hätte mich ewige Finsternis erwartet, wäre er nicht für mich gestorben, der ewige Tod. Ich werde wohl nie wieder vor dem Kreuz stehen können, ohne daran zu denken, was ich ihm zu verdanken habe. „Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm“ (Joh 3,36 SCH2000). pg